Die Konstruktion von Kriminellen. Die Inhaftierung von "Berufsverbrechern" im KZ-Mauthausen
DÖW Leiter Andreas Kranebitter präsentiert sein Buch im Roma-Doku.
Das Buch entstand in einem Zeitraum von fast 20 Jahren, als der Autor begann, sich mit der Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager zu beschäftigen. Die Forschung von Kranebitter befasst sich mit den als „kriminell“ eingestuften Insassen des KZ Mauthausen, deren Opferstatus auch nach 1945 lange Zeit nicht anerkannt wurde und über die nur insgeheim gesprochen, jedoch nicht geforscht wurde.

Andreas Kranebitter hat Soziologie und Politikwissenschaft studiert.
© Kulturverein österreichischer Roma
Am 02. April 2025 präsentierte Andreas Kranebitter, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) sein Buch „Die Konstruktion von Kriminellen - Die Inhaftierung von »Berufsverbrechern« im KZ Mauthausen“ im Roma Doku des Kulturvereins österreichischer Roma.
Der Autor setzt sich dabei nicht nur mit der NS-Zeit auseinander, sondern auch mit der Geschichte der Kriminalpolitik in Österreich und dem Bedeutungswandel bezüglich dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Kriminalität verstandenen. Anhand von mehreren Biografien österreichischer „Berufsverbrecher werden die Schicksale der so bezeichneten sowie auch die Ideologischen Grundlagen wie der Glaube an „geborene Verbrecher und Verbrechertypen“ die zu Stigmatisierung dieser Opfergruppe führte und bis in die jüngste Gegenwart zu einer „Täter-Opferumkehr“, beleuchtet. Mithilfe verschiedenster geschichts- und sozialwissenschaftlicher Methoden und Konzepten wird in der Publikation die Frage wie die Kriminalpolizei den Begriff „Berufsverbrecher“ verwendete sowie welche Delikte und Vorstrafen zu dieser Etikettierung führten, behandelt.
Kranebitter thematisierte dabei auch die Folgen für die Angehörigen der Opfer und die Folgen für das Gedenken und die Erinnerung an ihre Verwandten. Die Publikation zeigt deutlich, dass es keine privilegierte Häftlingsgruppen gab, sondern dass alle KZ-Häftlingsgruppen der Unmenschlichkeit und Willkür der Nationalsozialisten unterworfen waren. Der Autor leugnet in seinem Buch Racheakte und Gewaltszenen von KZ-Häftlingen nach ihrer Befreiung nicht sondern kontextualisiert sie, um dadurch auch seltsamen Erwartungshaltungen Nachgeborener entgegenzutreten, die eine höhere Moral von KZ-Überlebenden verlangten. Er zitiert in diesem Zusammenhang die Literaturwissenschaftlerin und Holocaustüberlebende Ruth Klüger die sich im Gespräch mit Studentinnen und Studenten gegen die Vorstellung verwehrte, dass Ausschwitz indirekt für die Häftlinge „eine Lehranstalt für irgendetwas gewesen sei und schon gar nicht für Humanität und Toleranz."
Das Buch erschien im April 2024 als Band 17 der Schriftreihe „Mauthausenstudien“ und ist im Buchhandel sowie über Website von „new academic press“ unter: https://www.newacademicpress.at/gesamtverzeichnis/geschichte-3/die-konstruktion-von-kriminellen/ als Printausgabe sowie unter: https://www.newacademicpress.at/gesamtverzeichnis/geschichte-3/die-konstruktion-von-kriminellen-ebook/ als Download verfügbar.