Kulturverein österreichischer Roma Dokumentations- und Informationszentrum

Roma-Wallfahrt nach Mariazell

Am 14. August 2022 beging die Volksgruppe der Roma zum 26. Mal die Wallfahrt nach Mariazell, dem bedeutendsten Wallfahrtsort in Österreich.

Roma-Jugendliche mit Wallfahrtskerze.

Roma-Jugendliche mit Wallfahrtskerze.

Wie jedes Jahr, treffen sich Roma und Sinti aus Österreich und den Nachbarländern traditionell am zweiten Sonntag im August im steirischen Wallfahrtsort, um Maria, der Gottesmutter, zu danken. Es ist dies eine alte Tradition, die von den Nazis unterbrochen und erst Mitte der 1990er Jahre wiederbelebt wurde. Organisiert wird die Roma-Wallfahrt von der Leiterin der Romapastoral der Diözese Eisenstadt, Manuela Horvath, in Kooperation mit dem Kulturverein österreichischer Roma.

Superior Michael Staberl, Pfarrer Helmut Schüller, Pater Anto (v.l.).

Würde des Menschen
Hauptzelebrant der heurigen Wallfahrt war Pfarrer Helmut Schüller, der Teile der Liturgie in Romanes predigte. Unterstützt wurde das Mitglied des Volksgruppenbeirates der Roma von den Konzelebranten Superior Michael Staberl, Pater Anto sowie vom Roma-Seelsorger Matthias Platzer. In seiner Predigt stellte Schüller die Würde des Menschen, die Wichtigkeit des Zusammenhalts der Gesellschaft,  in einer aktuell schwierigen Zeit, in den Mittelpunkt und zitierte aus dem Artikel eins der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Der Pfarrer aus dem niederösterreichischen Probstdorf erklärte wie das Wort "Friede" in unserem Sprachgebrauch oft verwendet wird und welche Bedeutung und Auslegung im Alltag haben kann, wie etwa jemand meint, in Ruhe gelassen werde möchte, man gerne sagt: "Geh lasse mich in Frieden". Er zog immer wieder vergleiche aus dem Evangelium umgesetzt auf das Leben der Menschen heutzutage und wie wichtig es sei, sich nicht vom Weg des Guten und des Miteinanders abdrängen zu lassen.

Gabenbereitung.

Gabenbereitung von Roma-Kinder
Traditionell gehören zum Messablauf die Gabenbereitung der Roma-Kinder an den Hauptzelebranten. Die Gegenstände, die oft von den Kindern selbst gebastelt werden, symbolisieren die Wurzeln der Roma-Volksgruppe, ihre Freude und Sorgen. So wurde etwa ein Schulbuch an Schüller übergeben. Es soll darauf hinweisen, dass für die Roma-Kinder und Roma-Jugendlichen es selbstverständlich sei, die Schule zu besuchen. Doch von 1938 bis 1945 war es den Roma-Kindern von den Nationalsozialisten verboten, die Schule zu besuchen. Eine fundierte Ausbildung ist wichtig und öffnet die Tür in die wirtschaftliche Unabhängigkeit.

Abschlussgebet: Pfarrer Matthias Platzer, Pfarrer Helmut Schüller, Manuela Horvath, Roma-Musikgruppe Romano Rath (v.l.).

Einen würdigen Abschluss fand die Roma-Wallfahrt am Nachmittag mit einem Abschlussgebet bei der Marienstatute an der Nordseite der Basilika. Dabei hatten die Pilger die Möglichkeit eine Fürbitte oder eine Danksagung zu sprechen.

Musikalische begleitet wurde die Heilige Messe von der Roma-Musikgruppe Romano Rath aus Oberwart.

Diözese Eisenstadt
Basilika Mariazell


Druckversion