Lackenbach: Gedenken beim Mahnmal für Roma und Sinti
Vor 40 Jahren, am 6. Oktober 1984, wurde das Mahnmal in einem feierlichen Akt in Anwesenheit von Bundespräsident Rudolf Kirchschläger enthüllt.
In der mittelburgenländischen Gemeinde Lackenbach (Bezirk Oberpullendorf) erinnert ein Mahnmal an das furchtbare Schicksal, das die Roma und Sinti unter der Nazi-Herrschaft in Österreich erlitten.
Schülerinnen und Schüler der 7c BORG Oberpullendorf mit Ehrengästen.
© Kulturverein österreichischer Roma
Adolf Gussak jun. will aktiv gegen Vorurteile gegenüber der Roma-Volksgruppe auftreten.
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Am 16. November 2024 hatten sich Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Opferentschädigungseinrichtungen, Kirche, Diplomatie, Exekutive, Bundesheer, Roma-Organisationen, den anderen österreichischen Volksgruppen sowie Opferverbände versammelten. Unter den Gästen befanden sich auch 80 Lehrerinnen und Lehrer aus ganz Österreich, die an einem zentralen Seminar Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung und dem Programm ERINNERN:AT in Stadtschlaining teilgenommen haben. Sie beschäftigten sich mit dem Genozid an den Roma und Sinti in der NS-Zeit und wie das Thema im Geschichtsunterricht behandelt werden kann. Als Abschluss der Tagung kamen die Teilnehmenden zur Gedenkfeier nach Lackenbach, um an die Opfer des Lagers zu erinnern.
Die Schülerinnen und Schüler der 7c des Gymnasiums Oberpullendorf sowie der 18-jährige Rom Adolf Gussak jun.beschäftigten sich in ihren Redebeiträgen mit der Verfolgung der Roma während der NS-Zeit sowie über die aktuelle Lage der Roma-Volksgruppe. Die Gymnasiasten appellierten, dass in Zeiten von Krisen der Zusammenhalt das Fundament unserer Gesellschaft sei, da dies das Miteinander und das Vertrauen zwischen den Menschen stärken sowie den sozialen Frieden fördern würde. Gussak sprach davon, dass es Roma nach dem Holocaust nicht leicht hatten, ein normales Leben zu führen: „Mein Großvater ist ein Nachkriegskind, und er erzählte mir oft von den Herausforderungen, mit denen er aufgrund seiner Wurzeln zu kämpfen hatte.“
Landesrat Ing. Heinrich Dorner erinnerte wohin Rassismus, Hetze gegen Minderheiten und Antisemitismus führen kann.
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Fürchterliche Ereignisse
Die Wichtigkeit, dass junge Menschen bei der Gedenkveranstaltung ihre Gedanken kundtun, unterstrich Landesrat Ing. Heinrich Dorner in seiner Rede. In Vertretung des erkrankten Landeshauptmanns Mag. Hans Peter Doskozil nahm Dorner als höchster politischer Repräsentant des Burgenlands teil. „Es ist besonders von Bedeutung, dass unsere Kinder und Jugendlichen mit diesen ,Orten der Mahnung‘ in Berührung kommen und aus den Berichten der Vertreterinnen und Vertreter der Roma aus erster Hand erfahren, welche fürchterlichen Ereignisse in unserer Region stattgefunden haben – und das vor nicht allzu langer Zeit“, so der Landespolitiker.
Rückblick
Der Obmann des Kulturvereins österreichischer Roma Christian Klippl hob in seiner Rede hervor, dass Rassismus, Antisemitismus sowie Rechtsextremismus nicht so einfach verschwinden, sondern nach wie vor in allen Gesellschaftsschichten existieren. „Es gibt keine Scheu, vor allem im Internet, offen diskriminierende und geschichtsverfälschende Äußerungen und Meinungen zu tätigen. Oftmals werden solche Aussagen leider auch von Personen getätigt, die in der Öffentlichkeit stehen und eine besondere Verantwortung tragen.“ Klippl blickte auf die Entstehungsgeschichte und den Festakt der Enthüllung des Mahnmals zurück. „Zahlreiche Angehörige von Opfern des Lackenbacher Lagers waren gekommen. Als Überlebender des Lagers sprach damals der Wiener Sinto Josef Fojn. In ergreifenden Worten schilderte er die Geschehnisse, die sich an diesem Ort während der Nazidiktatur abgespielt hatten. Seine Eltern und sechs Geschwister mussten aufgrund der Strapazen durch Zwangsarbeit und dem Typhus, der im Lager wütete, ihr Leben lassen.“ Josef Fojn verstarb im Juli 1985 im Alter von 64 Jahren.
S.E. Botschafter Vito Cecere: "Die Verantwortung, die Erinnerung an das Geschehene wach halten".
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Respektvoller Umgang
S.E. Vito Cecere, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, bezeichnete
den Völkermord an den Roma und Sinti als Zivilisationsbruch, der den nachfolgenden Generationen eine Verantwortung auflegt, die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten. Der diplomierte Geschichte- und Politikwissenschaftler brachte in Erinnerung, dass Roma und Sinti vor und auch nach 1945 noch weit verbreiteter Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt waren.
Cecere beendete seine Rede mit einem Appell: „Gerade in Zeiten, in denen Nationalismus und Populismus auch in Europa wieder Hass und Verachtung gegen das Andere, vermeintlich Fremde schüren, gilt es mehr denn je, unerschütterlich für eine freiheitlich-demokratische Grundordnung, eine tolerante und inklusive Gesellschaft, für einen respektvollen Umgang miteinander einzustehen. Es gilt, völkischen und rassistischen Narrativen entschieden entgegenzutreten und sie vor allem nicht salonfähig zu machen.“
Ökumenisches Gebet: Pfarrer Matthias Platzer, Generalvikar Michael Wüger, Pfarrerin Irmgard Langer, Pfarrer Karl-Heinz Mück, Manuela Horvath, Romapastoral, (v.l.).
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Am 23. November 1940 wurde in einem ehemaligen Gutshof das „Zigeunerlager Lackenbach“ eingerichtet. Die internierten „Zigeuner“ lebten in Ställen und Scheunen unter primitivsten Bedingungen und mussten Zwangsarbeit leisten. 2.000 von den insgesamt 4.000 im Lager internierten Roma und Sinti wurden im Herbst 1941 in das Ghetto Łódź /Litzmannsdorf und von dort später ins Vernichtungslager nach Chełmno/Kulmhof deportiert und ermordet. 300 bis 400 Häftlinge erlebten im April 1945 die Befreiung durch die sowjetischen Soldaten.
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