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Neusiedl am See: Einweihung einer Holocaust-Gedenktafel

Am 24. Juni 2021 wurde im Kirchenpark der Stadtgemeinde Neusiedl am See eine Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust enthüllt und erinnert an ein dunkles Kapitel der jüngeren Stadtgeschichte. Die Errichtung der Gedenktafel im Jubiläumsjahr 2021 fügt sich in den historischen Reigen anlässlich der 100-jährigen Zugehörigkeit des Burgenlandes zu Österreich.

Andreas Sarközi, Christian Klippl, Manuela Horvath, Martin Piber (v.l.).

Andreas Sarközi, Christian Klippl, Manuela Horvath, Martin Piber (v.l.).

 Der Verein Neusiedler Stadtarchiv hat sich mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandergesetzt und die Errichtung des Mahnmals initiiert. Bewusst wurde die Gedenkstätte im Zentrum der Stadt errichtet. Insgesamt wurden 41 Personen von den Nationalsozialisten ermordet, die aus der Mitte der Neusiedler Gesellschaft stammten: 24 Juden, 13 Euthanasieopfer und vier Roma.  Der Historiker Martin Pieber recherchierte in mühevoller Arbeit die Neusiedler NS-Opfer.

Die gläserne beleuchtete Gedenktafel befindet sich in einer Nische an der Mauer zum Pfarrgarten im Kirchenpark. Die drei Symbole Judenstern, Roma-Rad und die Chiffre T 4 (Euthanasieopfern) symbolisieren die drei Opfergruppen. Weitere Informationen lassen sich mittels des an der Tafel angebrachten QR-Codes abrufen. Ein Podest bietet Platz, um Blumen, Kränze, Kerzen oder Steine abzulegen. "Ein achtsamer Umgang mit der Geschichte unserer Stadt ist mir ein großes Anliegen. Deshalb freut es mich sehr, dass es gelungen ist, den Opfern des Holocaust ein Denkmal zu setzten", betonte Bürgermeisterin  LAbg. Elisabeth Böhm in ihrer Rede.

Zum Leben der Roma in Neusiedl am See sprach Katharina Janoska-Graf. Sie erzählte, dass die KZ-Überlebenden Roma oft ohne Dokumente da standen, ohne Identität waren und aus Burgenländer und Burgenländerinnen auf einmal Fremde wurden. Die Neusiedler Romni sprach davon, dass die gesellschaftliche Vorstellung des fahrenden Volkes und der Musiker als überholt sind. "Wir sind Studierende, Juristen, Ärzte, Literaten, Pädagogen. Aber vor allem sind wir stolze Burgenländer".

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Ferry Janoska und Roman Greenberg.

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